FAZ-Besprechnug Von walter WillE (28.2.2017)
Auf See
15 Jahre ist Hagen Deecke zur See gefahren, in einer lange vergangenen Epoche der Berufsschifffahrt von 1960 bis 1975. Das war noch die Ära des Stückgutschiffs und nicht die des Containerfrachters. Wenn der ehemalige Seemann und spätere Journalist nun ein Buch über sein Leben und seine Erlebnisse in der damaligen Zeit vorlegt, das zudem einen heiter wirkenden Titel trägt, dann erwartet man vielleicht einen nostalgisch verklärten Rückblick auf die Kameradschaft an Bord und die Abenteuer an Land in der guten alten Zeit. Denkste.
Deecke gibt schon im Vorwort den Kurs vor: „Wir verhielten uns gegenüber Schwächeren ungerecht und gemein, wir haben einander wenig Gutes getan und uns oft böse zugerichtet“. Deecke erzählt knallhart und ohne Umschweife von Hafenbordellen, Stürmen, Schufterei, Saufgelagen, Langeweile, von Besuchen in prickelnden Weltstädten und Herumhängerei in elenden Industriehäfen und vor allem von all den Typen, auf die er dabei traf. „Junge Männer, die als naive Jungs an Bord gegangen waren, wurden im Laufe von Monaten und Jahren zu wüsten Gesellen“.
Das liest sich manchmal amüsant, oft erschütternd und durchaus packend. Gleich mehrmals nimmt einen der Autor mit um die Welt. Am Ende ist er froh, dass er dieses Leben hinter sich hat. Nur als Leser findet man es schade, dass er nicht noch ein paar Jahre drangehängt hat. Für einige weitere Kapitel. Walter Wille